Zwischen Falsett und Bariton

Die Wild Beasts spielten im Uebel & Gefährlich

wild-beasts-resized-mainSie kommen ebenso aus Leeds wie die Kaiser Chiefs, doch die Wild Beasts klingen eher wie eine dieser coolen neuen Bands aus dem New Yorker Viertel Williamsburg. Mit Tempo  rausgehauene Gassenhauer im 4/4-Takt sind ihre Sache nicht, die Wild Beasts arbeiten mit Polyrhythmik zu der jeder der vier Musiker seinen individuellen Beat beiträgt. Auch die Falsett-Stimme von Hayden Thorpe ist nicht gerade das geeigenete Organ, um betrunkene Fans zum Mitgrölen zu animieren. Die Wild Beasts gehören eher in die Abteilung Art-Rock, ohne dass sie ihre Songs jedoch überladen würden.

Ihr Konzert im leider nur mäßig gefüllten Hamburger Uebel & Gefährlich zeigte, warum die immer etwas marktschreierische englische Presse sie als die beste Indie-Band der vergangenen zehn Jahre bezeichnet: Die Wild Beasts sind variantenreiche Rhythmiker, erstklassige Songschreiber und haben mit Thorpe und Tom Fleming zwei ausdrucksstarke Sänger. wobei Flemings  Bariton einen schönen Kontrast zur hohen Stimme seines Freundes und Kollegen bildet. Obwohl nur etwa 200 Zuhörer vor der Bühne stehen, legen die die vier Freunde aus der nordenglischen Industriestadt mächtig ins Zeug. Sie nehmen ihre Musik sehr ernst; deshalb haben sie auch zwei Jahre im Übungsraum verbracht, bevor sie ihre ersten Auftritte in lokalen Pubs hatten. “Das schlimmste wäre gewesen, sich dort zu blamieren”, sagt Hayden Thorpe. Doch obwohl sie veritable Musiker sind, hat es für hohe Chart-Plazierungen noch nicht gereicht. Zwei Alben hat die Band bisher auf dem Domino-Label veröffentlicht, auf dem auch Franz Ferdinand zu Hause ist: im vergangenen Jahr das Debüt “Limbo, Panto” und in diesem Jahr “Two Dancers”.Doch die Songs darauf sind zu sperrig, zu verspielt und wohl auch ein wenig zu sophisticated für den Mainstream. Das aufmerksame Publikum im Hamburger Bunker-Club jedoch liebte die Wild Beasts. Es tanzte, es jubelte und hinterher stellten sich viele an den kleinen Merchandising-Stand, um eine CD oder ein T-Shirt als Erinnerung zu kaufen.  Einnahmen, die diese hoffnungsvolle Band sicher noch gut gebrauchen hat. Man wünscht ihnen und ihrer Plattenfirma einen langen Atem, um die Wild Beasts spätestens mit dem nächsten Album populär zu machen. Gut, dass bei Domino durch Franz Ferdinand immer noch eine Menge Geld in die Labelkassen fließt.


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