Mit der Hilfe von ein paar Freunden

Im Kino: Das Kabinett des Doktor Parnassus

Der britische Filmregisseur Terry Gilliam war zuletzt nicht gerade vom Glück verfolgt. Seine aufwändige Don-Quichotte-Verfilmung ist vorerst gescheitert, seine Filme “Brothers Grimm” und “Tideland” waren kommerzielle Flops, mitten in den Dreharbeiten zum “Kabinett des Doktor Parnassus” starb sein Hauptdarsteller Heath Ledger an einer Überdosis von Medikamenten. Doch zumindest im letzteren Fall hatte Gilliam trotz des tragischen  Todes von Ledger Glück. Mit Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell sprangen drei Kinostars für ihren toten Kollegen ein, so dass  “Parnassus” beendet werden konnte und nun in die deutschen Kinos kommt.

“Das Kabinett des Doktor Parnassus” ist ein typischer Terry-Gilliam-Film: bildgewaltig, märchenhaft, labyrinthisch. Parnassus (Christopher Plummer) ist ein Schausteller, der mit seinem altmodischen Wagen durch das London der Gegenwart zieht. In diesem klapprigen Vehikel befindet sich ein Zauberspiegel, mit dessen Hilfe man sich in fantastische Parallelwelten transportieren kann. Doch Parnassus und seine Truppe sind von Geldsorgen geplagt. Außerdem drückt ein immer näher kommender Termin auf das Gemüt des Variete-Künstlers: Vor vielen Jahren hat er mit dem Teufel in Gestalt von Mr. Nick  (Tom Waits) gezockt und die Seele seiner Tochter Valentina (Lily Cole) eingesetzt. An ihrem 16. Geburtstag fällt ihre Seele  an Mr. Nick. In seiner Not versucht Parnassus den Teufel mit Beelzebub auszutreiben: Er wettet noch einmal mit Mister Nick. Wem es binnen drei Tagen als erstem gelingt, fünf Seelen zu gewinnen, dem soll Valentina gehören – ein phantastischer Wettlauf der Seelenfänger nimmt seinen Lauf.

Unerwartete Hilfe wird Parnassus dabei von einem jungen Mann zuteil, der gerade dabei ist, sich das Leben zu nehmen. Doch der Schausteller rettet Tony (Heath Ledger), der sich fortan seiner Truppe anschließt und sich auch noch in Valentina verliebt. Tony entpuppt sich als gewiefter Seelenfänger, doch auch ihn umgibt ein dunkles Geheimnis.

Gilliam und seine Set-Designer schufen bei den Reisen mit dem Zauberspiegel magische und zauberhafte Welten, die der Vorstellungskraft der Reisenden entspringen.  Gedanken werden plötzlich Wirklichkeit, können zur Bedrohung werden oder das Entree in den siebten Himmel sein.  Wer in dieses “Imaginarium” eintaucht, erlebt ein knallbuntes Spektakel   zwischen Spiegelkabinett, Geisterbahn und psychedelischem Trip.  Als Zuschauer ist man überwältigt von dieser Bilderflut und vergisst dabei, das der Plot des Films nicht besonders tief geht. Es bleibt  die alte Geschichte vom Teufel und der armen Seele, hier jedoch mit einem etwas überraschenden und versöhnlichen Ende.

Gilliam zeigt sich in diesem opulenten Märchen  wieder als ein Magier des Kinos. Tom Waits bringt die Faszination für diesen wahnwitzigen Regisseur in einem Satz auf den Punkt: “Terry ist ein Mann, mit dem du in einem Boot sitzen möchtest, wenn die Welt untergeht.”

Das Kabinett des Doktor Parnassus R: Terry Gilliam, D: Christopher Plummer, Heath Ledger, Johnny Depp, Jude Law, Colin Farrell, Lily Cole, Tom Waits. GB/Kanada 2009, 122 Min.

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