Schubladen-Verweigerer

Grizzly Bears Tourauftakt im Hamburger Grünspan

Am Anfang ein Jazz-Groove. Lässig, entspannt. Doch das ist nur eine klitzekleine Facette im Klangkosmos von Grizzly Bear. Schnell ändern sich die Atmosphären der Kompositionen und mäandern in völlig andere Richtungen. Elemente von Folkmusik tauchen auf, E-Gitarren machen den Sound plötzlich laut, verschwinden wieder und machen Platz für hellen mehrstimmigen Harmoniegesang. Das New Yorker Quartett um den Sänger Edward Droste, der Grizzly Bear 1999 als Soloprojekt startete, entzieht sich jeglichen Schubladen. Zu sperrig und zu verschieden sind die einzelnen Songs, wobei der Begriff bereits in die Irre führt. Die typische Folge von Strophe und Refrain gibt es bei Grizzly Bear nicht. Jede Nummer fängt an und bewegt sich auf verschlungenen Wegen auf ein Ende hin, das niemals den Anfang wieder aufgreift. Wiedererkennbare Riffs gehören ebenfalls nicht zum Werkzeug der vier Musiker aus New York, die in Williamsburg, einem hippen Viertel von Brooklyn leben und arbeiten.

Als ihr drittes Album “Veckatimest” in diesem Frühjahr erschien, gab es kaum eine renommierte Zeitung, die das Werk nicht über den grünen Klee lobte. Insofern ist es kein Wunder, das das Hamburger Grünspan fast ausverkauft ist, obwohl mit Placebo und den Virgins zwei weitere angesagte Bands an diesem Abend in der Hansestadt spielen. Aber Grizzly Bear stehen zum ersten Mal auf einer Hamburger Bühne, insofern ist das Interesse groß. Gebannt und konzentriert folgen die Zuhörer den New Yorkern. Der Überraschungseffekt ist eine der Stärken dieser spröden Band, die sich fernab des Mainstreams positioniert hat. Grizzly Bear schichtet verschiedene Sounds übereinander, aus denen bizarre Gebilde entstehen, aber diese Gebirge sind weniger ein kompaktes Massiv als eine  Ansammlung von steil abfallenden Graten. Die Musiker sind Meister der Nuancierung, selbst wenn die Lautstärke zunimmt und Ansätze von Rockmusik zu erkennen sind. Aber eindeutige Zitate sind ebenfalls nicht die Sache von Ed Droste, Daniel Drossen, Chris Taylor und Christopher Bear. Ganz bewusst entziehen sie sich einer Eindeutigkeit, um sich genremäßig nicht verorten zu lassen.

Nicht nur die Kompositionen dieser grandiosen Band sind ungewöhnlich, auch beim Bühnendesign hat sie sich etwas einfallen lassen. Außer den üblichen Spotlights illuminieren 35 gläserne Laternen die Bühne und schaffen eine warme, fast gemütliche Atmosphäre. Obwohl sicher nicht beabsichtigt, mutet das gelbe Licht  vorweihnachtlich an.

Weitersagen:
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Webnews.de
  • MySpace
  • MisterWong
  • Digg
  • email
  • del.icio.us

Comments are closed.